Oktober/2021

Ein Stürmer – der Walter aus Trier

Im heutigen Fußball ist der Stürmer nicht nur für die Tore zuständig, er hat auch andere Aufgaben für die Mannschaft. So gesehen, versteht der spätere Diözesanpräses in Trier, Walter Stürmer (geboren 1920), seine priesterliche Aufgabe auch in einem sportlichen Sinne.

Der damalige Bundessekretär Michael Hanke (l.) verleiht Walter Stürmer das Ehrenzeichen des Kolpingwerkes Deutschland.

Ein Stürmer – der Walter aus Trier

Im heutigen Fußball ist der Stürmer nicht nur für die Tore zuständig, er hat auch andere Aufgaben für die Mannschaft. So gesehen, versteht der spätere Diözesanpräses in Trier, Walter Stürmer (geboren 1920), seine priesterliche Aufgabe auch in einem sportlichen Sinne.

Im Jahr seiner Priesterweihe, die 1954 in Trier erfolgt, wird Walter Stürmer auch Mitglied des Kolpingwerkes. Die Beschäftigung mit der Idee Adolph Kolpings, so wird Stürmer später bilanzierend sagen, lehrt ihn, sozial tätig zu sein. Ob als Kaplan in Hönningen, als Pfarrer in Saarbrücken St. Michael, Gelsdorf, Eckendorf, Kues oder Kasel – soziales Engagement ist für den Geistlichen immer konkret. Das meint für Walter Stürmer neben der Jugendarbeit insbesondere die pastorale Begleitung von Senioren und Kranken.

Ab 1975 ist Kolpingarbeit für Stürmer nicht länger nur ein Teil seiner Arbeit als Priester vor Ort: Er wird zum Präses des Diözesanverbandes (DV) Trier gewählt. In den 24 Jahren, in denen er die Pastoral im Diözesanverband Trier verantwortet, wird er zur prägenden Persönlichkeit zwischen Rhein, Saar und Mosel. Für den Diözesanpräses Stürmer ist eine zeitgemäße, verbandliche Spiritualität „eine Existenzfrage der Kolpingsfamilie“. Das Ziel, junge Menschen für das Engagement in Gesellschaft und Kirche zu gewinnen, lebt er selbst vor. Und noch heute legendär ist sein fulminantes Plädoyer für den Atomausstieg im Rahmen der Bundesversammlung 1986.

Er ist durch und durch ein Mensch des Zweiten Vatikanischen Konzils. Insbesondere die Mitbestimmung der Laien als wirkliche Möglichkeit der Mitentscheidung ist ihm ein Anliegen. In den Verbänden, allen voran das Kolpingwerk, sieht er Vorbilder, an denen sich die „Amtskirche“ orientieren kann.

Ganz Kind des Konzils und den Leitsätzen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung verpflichtet, ist dem „Walter aus Trier“ die internationale Dimension der Kolpingarbeit ein besonderes Anliegen. „Eine Welt“, das zeigt sich konkret in Stürmers Arbeit für die Partnerschaft des DV Trier mit dem Kolpingwerk Bolivien. Den Verband und seine demokratische Struktur als Vorbild vor Augen, ist er der Zeit in der Amtskirche voraus: In seiner Verantwortung fördert er die Mitbestimmung von Laien und gerade die der Frauen. Predigerinnen in der Eucharistiefeier – für Pfarrer Walter Stürmer ist das kein Problem.

1991 erlebt Stürmer in Rom die Seligsprechung Kolpings; für ihn nach eigener Aussage die schönste Erinnerung. Sein großes Engagement würdigt das Kolpingwerk Deutschland, bei dem er sich auch im Bundesarbeitskreis „Alter aktiv gestalten“ einbringt, mit der Verleihung des Ehrenzeichens. Der DV Trier ernennt ihn 1999 zu seinem Ehrenpräses. Aber der Ehrenpräses ist weder im Verband noch in der Pfarrei Ruheständler. Zuhause im kleinen Örtchen Riveris ruft der Pensionär eine samstägliche Vorabendmesse ins Leben, weil keine regelmäßige Eucharistie mehr angeboten werden kann. Auch im Kolpingwerk ist Walter Stürmer nach wie vor präsent, wenn es um die internationale Arbeit geht.

Sein Nachfolger im Amt des Trierer Diözesanpräses, der spätere Generalpräses Ottmar Dillenburg, gesteht zu Stürmers 90. Geburtstag, es sei anfangs nicht leicht gewesen, in die großen Fußstapfen desjenigen zu treten, der sich nicht nur in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sondern auch bundesweit einen Namen gemacht hatte. Als Walter Stürmer 97-jährig stirbt, nimmt in Kues, wo er 23 Jahre als Seelsorger gewirkt hat, eine große Trauergemeinde Abschied.


Foto: Kolping Diözesanverband Trier