Oktober/2021

Kolping-Institution im Freistaat – Hans Koller

Nach Volks- und Berufsschule sieht Hans Koller, der im April 1938 in Berchtesgaden zur Welt kommt, einer soliden Karriere im Staatdienst entgegen: Beamter bei der Bundespost.

Mit 17 Jahren wird er Mitglied der Kolpingsfamilie seiner Heimatstadt, zwei Jahre später zieht es ihn des Berufs wegen in die Isar-Metropole München. Hans Koller wohnt im Kolpinghaus und fällt nicht nur der Kolpingsfamilie München-Zentral auf, die ihn bald zu ihrem Vize-Senior bestellt. Auch Diözesanpräses Heinrich Fischer, der spätere Generalpräses, wird auf ihn aufmerksam.

Dessen Rat, 1960 als Jugendreferent ins Generalsekretariat nach Köln zu wechseln, folgt Hans Koller; aber zwei Jahre später ist er schon wieder in München. Der Kolping-Landesverband Bayern sucht einen Sekretär und Geschäftsführer. Dort lassen große Aufgaben nicht lange auf sich warten: 1963 steht der Bayerische Kolpingtag in Altötting an, über 20.000 Teilnehmende werden erwartet. Für den Koller Hans die mit Bravour bestandene Feuertaufe. Generalpräses Heinrich Festing wird ihn zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum später mit dem Kolping-Zitat würdigen: „Die Tüchtigkeit wird nicht spielend erworben, sie ist eine Frucht ernster und anhaltender Anstrengungen, Entbehrungen und guter Gewohnheiten.“

Der neue Landessekretär bildet sich fort: Christliche Gesellschaftslehre in Eichstätt, Personalwesen, Finanzen, Verwaltung, Betriebswirtschaft, Management (als Klassenbester), Fernstudien, Akademien in München und Meersburg. So erwirbt er das Rüstzeug, das er im Verband und in der Politik anwendet. Er erarbeitet ein Bildungskonzept für den Landesverband, wozu insbesondere in einem Modellprojekt die Umstrukturierung der Kolpinghäuser und die Schaffung von Bildungszentren gehören und eist hierfür erhebliche Zuschüsse in München los. Manches Kolpinghaus gäbe es heute wohl ohne die Initiative Kollers nicht mehr. Mit besonderer Hingabe kümmert er sich um den Bau der Ferienstätte in Teisendorf.

Dass da jemand besondere Talente hat, weiß man auch in der CSU, der Hans Koller seit 1958 angehört. Zwischen 1966 und 1986 ist er mit kurzen Unterbrechungen Mitglied des Bezirkstages von Oberbayern, führt die Geschäfte seiner Fraktion und verantwortet die regionale Sozialpolitik. Bedingt durch den frühen Tod von Franz-Josef Strauß rückt Hans Koller 1988 für zwei Jahre sogar als Abgeordneter ins Maximilianeum (den Bayerischen Landtag) nach. Der Freistaat Bayern würdigt Hans Kollers ehrenamtliches Engagement 1985 mit der Bayerischen Staatsmedaille, der wenige Jahre darauf die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes folgt. Die Auszeichnung mit den Ehrenzeichen des Kolpingwerkes Deutschland und des Internationalen Kolpingwerkes unterstreichen seine Bedeutung für den Verband.

Unter seinem politischen Engagement leidet seine verbandliche Arbeit nicht – im Gegenteil. Im Vorstand des Diözesanverbandes München und Freising leitet er den Sachbereich „Gesellschaft und Politik“. Von 1969 bis 1980 gehört Koller der Bundesversammlung der DAK an, und er ist stellvertretender Landesvorsitzender sowie Bundesschriftführer der ACA. Bis zuletzt wirkt er im Widerspruchsausschuss der Krankenkasse mit. Er bringt sein Fachwissen auch im Zentralausschuss der Landesarbeitsgemeinschaft katholischen Erwachsenenbildung ein.

Als er 2001 nach 41 Dienstjahren in der Münchener Landesgeschäftsstelle ausscheidet und Willi Breher als neuer Landessekretär nachfolgt, gilt Hans Koller nicht nur der Dank des Kolpingwerkes, sondern auch der der Staatsregierung. „Es ist so, als ob man mit List die Last zur Lust macht“, resümiert Koller augenzwinkernd die Würdigungen. Er verabschiedet sich aus seinem Beruf, aber es vergeht danach kaum eine wichtige Kolping-Veranstaltung, bei er nicht anzutreffen ist. Hans Koller stirbt 2010 im Alter von 72 Jahren in München.


Foto: Archiv Kolpingwerk Deutschland