Im Mittelalter gehörte es zu jeder Osterpredigt dazu, die Menschen einmal zum Lachen zu bringen. Wir haben auch Grund, uns zu freuen: Der Herr ist auferstanden, der Tod ist besiegt. Wir sind erlöst und dürfen das auch zeigen. Die Christen müssten erlöster aussehen, wenn er an ihren Erlöser glauben sollte, sagte Friedrich Nietzsche einmal. Ich weiß nicht, ob Nietzsche viele scharfe Predigten gehört hat. Aber sicher war er nie bei einem Gesellenverein Adolph Kolpings. Die Geselligkeit, das Fröhlichsein gehört zu Kolping wie auch zum Christsein überhaupt. Als 14-Jähriger bin ich in meinem Heimatort Bühlertal zur Kolpingsfamilie St. Michael gekommen. Und wir haben bei unseren Gruppenstunden, bei der Kolpingfastnacht, beim geselligen Zusammensein, bei Zeltlagern und auch bei Arbeitseinsätzen viel gelacht. Und das können wir auch heute noch. Wo immer ich im Auftrag Kolpings hinkomme, spüre ich die Freude, bei Kolping zu sein.
Rainer Auer (DV Freiburg)
"Das Lachen aus heiterem Herzen ist mehr wert als die längste und schärfste Predigt."
Gemeinschaft hilft
Natürlich können wir nicht ständig herzerfrischend lachen. Denn oft ist uns einfach anders zumute. Es gibt in unserem Leben immer wieder vieles, was uns belastet: Nachrichten von Tod, Gewalt und Zerstörung. Trauer um Menschen, die wir geliebt haben und die nun fehlen. Angst vor der eigenen Vergänglichkeit. Die Pandemie. Hier ist Gemeinschaft wichtig. Wir sind mit all dem nicht allein. Gemeinschaft hilft! Gemeinschaft untereinander und Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus. So können wir gestärkt unseren Alltag leben. Mit einer Hoffnung, die uns der Glaube schenken will. Weil Jesus bei uns ist. Und weil wir von der Gemeinschaft getragen werden – der Gemeinschaft als Christen und der Gemeinschaft als Kolpingschwestern und -brüder.
Während eines Studienjahres in Irland habe ich einen typisch irischen Spruch kennen gelernt, der mich bis heute begleitet. Er heißt: „Could be worse“ – „Könnte schlechter gehen“. Darin steckt für mich eine positive, hoffnungsvolle Grundstimmung, wie sie zu uns Christen eigentlich gehört. Selbst wenn ein Stein im Weg liegt: Wer hofft, der sagt: Irgendwie wird es schon gehen. Steine kann man aus dem Weg räumen und Hindernisse kann man überwinden. Wer Hoffnung hat, der weiß, dass die Sonne trotz der Wolken noch da ist. Und dass sie irgendwann einmal wieder scheinen wird. Gerade in Irland ist diese Hoffnung so wichtig, weil sonst sicher viele am fast täglichen Regenwetter verzweifeln würden. Tun sie aber nicht. Gerade die Iren sind ein sehr humorvolles Volk, und es wird viel gelacht.
Mit einem Lächeln
Es gibt eine nette Geschichte von einem irischen Maurer, der vom Gerüst fiel und sich die Beine brach. Im Krankenhaus kam eine Krankenschwester auf ihn zu und sagte: „Sie Ärmster, Sie haben sich beim Herunterfallen verletzt.“ Darauf der Patient: „Genau gesagt, Schwester, nicht beim Fallen, sondern beim Aufschlagen auf dem Boden.“ Selbst in dieser schmerzhaften Situation behält der Mann seinen Humor.
Es ist unglaublich befreiend, nicht immer alles so ernst zu nehmen. Vor allem nicht sich selbst. All die Erwartungen, wie das Leben sein müsste und was demnächst alles passieren sollte zu meinem Glück: Das alles aus der Distanz ansehen zu können, mit einem Lächeln – das befreit. Von Papst Johannes XXIII. wird überliefert, ein Engel habe ihm einmal im Traum geraten: „Nimm dich nicht so wichtig, Giovanni…“ Das sage ich mir auch immer wieder: Nimm dich nicht so wichtig. Deshalb halte ich auch keine scharfen Predigten, sondern lache lieber zusammen mit anderen.
Bild: Sarah Noltner/unsplash