Jean Monnet, der Vordenker der Europäischen Union, verstand die Einigung Europas als einen wesentlichen Beitrag zu einer besseren Welt. Es geht bei der europäischen Integration eben nicht um einen technokratischen Ansatz für Problemlösungen oder allein um wirtschaftliches Wohlergehen, wie die Deutschen Bischöfe in ihrer Erklärung » „Europa ist es wert“ (Bitte verlinken mit Erklärung unter Europa ist es Wert“) im November 2021 schrieben, sondern auch um grundlegende gemeinsame Werte: „Die christliche Botschaft von der unveräußerlichen und gleichen Würde aller Menschen und den daraus folgenden Konsequenzen ist dezidiert eine universale Botschaft, die in besonderer Weise die europäische Einigung prägt.“
Basis des europäischen Projekts sind somit nach katholischem Verständnis die Prinzipien der Personalität, Solidarität und Subsidiarität sowie des Gemeinwohls und der Nachhaltigkeit. Eine an diesen Prinzipien orientierte Politik ist der beste Garant für die Bewahrung des Friedens unter den Völkern, für ein Leben in Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand.
Diese Zielsetzungen sind – wie wir in den vergangenen Jahren lernen mussten – in Europa, aber auch in Deutschland gefährdet. Den Bestand der EU in Frage zu stellen, wie es seitens rechtspopulistischer Kräfte in ganz Europa geschieht, ist ein unverantwortliches Spiel mit dem Feuer! Das Projekt der europäischen Integration darf nicht scheitern.
Eine verantwortliche Politik fordert auch von den europäischen Institutionen und den gewählten Vertretern, den durch die christlich geprägten Werte gestellten hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Denn die EU wird nur dann auf Dauer Erfolg haben können, wenn im allgemeinen Konsens und in engem Zusammenwirken eine Politik umgesetzt wird, die die gleiche Würde und das Wohlergehen aller Menschen im Blick hat – auch der zukünftigen Generationen und auch der Menschen, die außerhalb der Gemeinschaft leben. In diesem Sinne tritt Kolping gemäß seinem » Leitbild dafür ein, „dass die EU und in ihr Deutschland Verantwortung für die Entwicklungen in der globalen Welt übernehmen und sich mit geeigneten Maßnahmen nachdrücklich für Frieden, Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte einsetzen“.
(Klaudia Rudersdorf, stellvertretende Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland und Vorstandsmitglied des Kolpingwerkes Europa in Kolping Kalender 2024)