Auf der Suche nach einem passenden Zitat für meine Vorstellung zur Wahl zum Diözesanpräses ist mir dieser einfache Satz von Adolph Kolping begegnet. Je mehr ich über ihn nachgedacht habe, desto klarer ist mir geworden, wie viel Wahrheit und Herausforderung in ihm stecken.
Auf der einen Seite beschreibt er in knappen Worten unsere persönliche Lebenssituation: Jeder von uns trägt seine Vergangenheit im Herzen und verhält sich (meistens) so, wie er es im Lauf seines Lebens als richtig und erfolgversprechend gelernt hat. Das, was uns Gott zu Beginn des Lebens in die Wiege gelegt hat, bestimmt zusammen mit unseren Erfahrungen ganz oft, wie wir unser Leben gestalten und wie eben nicht.
Was wir erleben, prägt unser zukünftiges Handeln, im positiven, wie im negativen Sinn: Wäre ich etwa als Kommunionkind nicht in die kirchliche Jugendverbandsarbeit hineingewachsen und hätte ich dort nicht überzeugende Menschen kennengelernt, würde ich diese Zeilen vermutlich nicht als Diözesanpräses der Kolpingsfamilien im Bistum Passau schreiben. Manchmal können wir aber auch einfach nicht aus unserer Haut heraus und singen das Lied, das wir gelernt haben, auch wenn wir wissen, dass es vielleicht anders gehen könnte und anders sogar sinnvoller wäre. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier, auch wenn die Gewohnheit eine weniger gute ist. Sich dieser Prägung bewusst zu sein, sein eigenes Handeln immer wieder zu reflektieren und ab und zu zu versuchen, ein neues Lied zu lernen und aus dem alten Trott auszubrechen, ist unsere Aufgabe als Christen in dieser Welt. Nur mit einem wertschätzenden Blick auf unseren Ursprung und dem gleichzeitigen Mut, alte Weisheiten in neuen Worten und Taten zum Leuchten zu bringen, können wir als Kolpingsfamilien und als Christen überhaupt in eine gute Zukunft gehen.