Bei Kriegsende wird ihre Großmutter beinahe von der Besatzung erschossen, weil ihr Mann das Gesellenbanner versteckt hat, das die Russen irrtümlich für eine Nazi-Fahne halten. In der Folge von Krieg und Vertreibung muss sich die Familie eine neue Heimat suchen, die sich im brandenburgischen Cottbus findet. Margareta, die alle nur Marga nennen, beginnt eine Ausbildung zur Finanzkauffrau, arbeitet im Gesundheitswesen und engagiert sich in der katholischen Pfarrgemeinde. 1953 heiratet sie den Buchbindermeister Alois Then, mit dem sie schließlich nach Leipzig zieht.
Marga Then arbeitet dort für den aus Breslau stammenden Theologieprofessor Hermann Hoffmann, ein Vordenker der ökumenischen Bewegung, für den sie die weltweite Korrespondenz erledigt. Er prägt sie in ihrem Denken. Alois Then ist in der Leipziger Kolpingsfamilie aktiv, kümmert sich um die Handwerkerpastoral. Es ist der Initiative Gerhard Rudolphs, einem engen Freund der Familie Then, und Marga Then selbst geschuldet, dass ab 1968 auch Fragen bei Kolping aufgenommen werden können – für Marga Then der Startschuss ihrer verbandlichen Tätigkeit. 1968 besucht sie als einzige Frau das Diözesanseniorat (heute: Diözesanversammlung). Sie lässt mit einem Vortrag zur Rolle der Frau im Kolpingwerk aufhorchen und wirbt mit Verve für die verbandliche Aufnahme der Frauen. Die nämlich, so Then, seien nicht nur für Essen und Kaffee zuständig, sondern sollen mit allen Rechten und Pflichten bei Kolping mitarbeiten können. Von 1968 bis 1990 gehört sie dem Diözesanfamilienrat (heute: Diözesanvorstand) im Bistum Meißen, später Dresden-Meißen an.
Bereits in den späten 1960er Jahren ist Marga Then nach dem Konzil Mitglied des provisorischen Pfarrgemeinderats in der Propsteigemeinde Leipzig. Eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und weiß, was sie will. Sie zeigt klare Kante, auch in der Auseinandersetzung mit dem Staat. Die Einschätzung des Leipziger Geistlichen Gottfried Swoboda, „wer diese Frau einmal kennengelernt hat, der vergisst sie nicht mehr“, spricht Bände. Mitte der 1980er Jahre treibt Marga Then die Frauenarbeit bei Kolping in der DDR voran. Sie hält Vorträge und beteiligt sich an der Organisation von Frauentreffen. Dieses Engagement findet auch in der Wendezeit ihren Niederschlag; sie bereitet zwei Wochenendseminare für Frauen vor und übernimmt die Leitung
gleich selbst.
Beruflich ist Marga Then zunächst in der Industrie tätig, später gewinnt sie der Leipziger Propst Hans-Eberhard Elsner, der über sie sagt, sie sei eine Frau, die den Katholizismus bis aufs Messer verteidigen würde, für das St. Elisabeth-Krankenhaus, wo sie die Finanzverwaltung besorgt. Ihre Akribie und Zuverlässigkeit nutzt sie auch im Ehrenamt. Über gut 20 Jahre bis 1990 wird sie für die Finanzen des kirchlichen Kolpingwerkes im Bistum Dresden-Meißen zuständig sein. Kurzzeitig bringt sich Then als Versichertenälteste bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) ein; noch als Rentnerin ist sie aktiv in der Pfarrgemeinde, beteiligt sich bei Hausbesuchen für Senioren und im Förderverein der Altenpflege.
Verlust von Geschwistern, Flucht und Vertreibung, hernach das Leben in einer atheistischen Diktatur, wo sie für Erstkommunion und Schulbesuch der Kinder streiten muss – Marga Thens Leben ist geprägt von vielen, teils auch bitteren Erfahrungen. So streitbar und furchtlos sie Zeit ihres Lebens ist, einer ihrer Leitsätze, letztlich könnten wir nur auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen, verweist auf eine tiefe Verwurzelung im Glauben. Im Spätherbst ihres Lebens und von einer demenziellen Erkrankung gezeichnet, wird sie von ihrem Mann liebevoll gepflegt und stirbt im Januar 2019 im Alter von 88 Jahren.