Januar/2023

Kolpings Zeitgenosse und Nachfolger – Sebastian Georg Schäffer

Er gehört in der Gründerzeit des Verbandes zu jenen, die Adolph Kolping noch persönlich kennen und mit ihm arbeiten. Diese Erfahrungen prädestinieren ihn später, Kolpings erster Nachfolger als Generalpräses zu werden. Sebastian Georg Schäffer hat dabei in seiner über 35jährigen Amtszeit politisch und verbandlich schwierige Herausforderungen zu meistern.

Sebastian Georg Schäffer

Sein Vater arbeitet als Seifensieder in Koblenz, wo Sebastian Georg Schäffer im April 1828 das Licht der Welt erblickt. Der Sohn schließt die Schule mit Abitur ab und beginnt anschließend das Studium der Theologie in Trier. Nach der Priesterweihe 1852 wird Schäffer zunächst als Kaplan in Trier eingesetzt, wo er wenige Jahre später auch als Religionslehrer an zwei Schulen wirkt. Eine der ersten Amtshandlungen des jungen Kaplans ist 1853 die Gründung des Trierer Gesellenvereins, dem er als Präses vorsteht. Nicht ohne Erfolg, nach fünf Jahren zählt der Verein bereits über 150 Mitglieder, worüber Schäffer brieflich auch an Adolph Kolping berichtet.

1858 übernimmt Sebastian Schäffer, der zwischenzeitlich auch Herausgeber des Trierer Sonntagsblatts „Eurachius“ ist, zusätzlich die Aufgabe des Diözesanpräses. Schäffer gehört in dieser Zeit zu den Aktivposten Kolpings in den Regionen, was sein engagierter Auftritt bei der Generalversammlung der Gesellenvereine 1864 in Würzburg belegt, wo über neue Richtlinien zur Vereinsführung und zur Wanderfürsorge beraten und entschieden wird. Bei der folgenden Generalversammlung in Trier 1865 begrüßt Sebastian Schäffer als Gastgeber ein letztes Mal Adolph Kolping selbst.

Nach dem Tod Kolpings verständigt sich der Vorstand des katholischen Gesellenhospitiums binnen weniger Wochen, dass Sebastian Schäffer die Nachfolge als Generalpräses antreten soll. Seine erste Belastungsprobe folgt schnell. Im Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 müssen Gesellen auf Gesellen schießen. Generalpräses Schäffer gelingt es, mit der Generalversammlung im gleichen Jahr die Einheit des Verbandes zu wahren. Vier Jahre später werden rund 15.000 Mitglieder gegen Frankreich zu den Waffen gerufen. Der von Bismarck forcierte Kulturkampf wird für Sebastian Schäffer konkret. Der Reichskanzler wähnt einen Gesellen als Urheber eines Attentats 1874 in Bad Kissingen, was zur Haussuchung beim Generalpräses und zur vorübergehenden Auflösung des Berliner Gesellenvereins führt.

„Kolping muss Kolping bleiben“, unter diesem Leitsatz setzt Sebastian Schäffer auf eine behutsame Weiterentwicklung. In den 1880er Jahren bilden sich Bezirksverbände als Verknüpfung zwischen örtlicher und diözesaner Ebene und der Zusammenschluss ehemaliger Gesellen genauso wie Selbständige oder Verheiratete Interesse am Gesellenverein finden. Eine generelle Öffnung der Mitgliedschaft erfolgt jedoch nicht. Schäffers Engagement für die Sozialgesetzgebung findet innerverbandlich Niederschlag im Ausbau von Selbsthilfeeinrichtungen wie Spar- und Krankenkassen oder dem Ausbau der Fachabteilungen zur Weiterbildung der Gesellen. Vom Sozialismus und der Sozialdemokratie grenzt sich Sebastian Schäffer strikt ab.

1880 erscheint die von Sebastian Schäffer herausgegebene, erste Biographie Kolpings, in der er zahlreiche Quellen und eigene Erinnerungen verarbeitet. Dieses besondere Dokument wird bis 1960 in acht, immer wieder aktualisierten Ausgaben erscheinen. Ein weiterer Meilenstein: Nach langen Diskussionen wird die Minoritenkirche 1881 als Grabeskirche Kolpings, als Gotteshaus des Verbandes und der Generalpräses als Rektor anerkannt.

Nach dem goldenen Stiftungsfest des Gesellenvereins 1899 und der Teilnahme an der Generalversammlung 1900 stirbt Generalpräses Sebastian Georg Schäffer, der auch Träger des preußischen roten Aderordens sowie Domherr zu Köln ist, dort am 16. November 1901.


Foto: Archiv Kolpingwerk Deutschland