Mai/2021

Vom Elektriker zum Verbandsstrategen: Heinz-Willi Stiepeldey

Sein beruflicher Weg beginnt wie der vieler junger Menschen im „Pott“. 1936 in Hattingen an der Ruhr geboren, das Elektrohandwerk erlernt und verschiedene Stationen hinter sich gebracht, bildet sich Heinz-Willi Stiepeldey weiter.

Schon mit 22 Jahren holt ihn der Christliche Metallarbeiterverband an Bord. Die Fortbildung dauert an, bis er sich 1962 Organisationsreferent und Sozialsekretär nennen darf. Seit 1957 gehört Stiepeldey der Kolpingsfamilie seiner Heimatstadt an, von 1958 bis 1962 führt er sie als Senior.

Im April 1963 wechselt Heinz-Willi Stiepeldey als Geschäftsführer zum Kolping-Diözesanverband Essen und übernimmt zusätzlich kurz darauf auch die Leitung des dortigen Bildungswerkes. Beide Aufgaben übt er bis 1983 aus. Sein ehrenamtliches Engagement ist vielfältig, nicht zuletzt auch außerhalb des Verbandes. Stiepeldey organisiert Seminare und Kongresse, arbeitet im Diözesankomitee der Katholiken, ist in Essen Diözesanjugendleiter und hernach Landesvorsitzender NRW beim BDKJ. Seine gewerkschaftliche Arbeit führt er in unterschiedlichen Funktionen bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen (ACA) fort.

Geprägt von seinen persönlichen Erfahrungen legt Heinz-Willi Stiepeldey ein besonderes Augenmerk auf die berufliche Bildung, sei es in seiner Arbeit für die Träger berufsvorbereitender Maßnahmen in NRW oder bei seiner Mitwirkung an einem Forschungsprojekt für benachteiligte Jugendliche im Auftrag des Bundesbildungsministeriums in Bonn. Stiepeldey kommt aus der Praxis. Die Errichtung und der Erhalt der Kolping-Berufsbildungswerke in Essen-Kray, Brakel und Hettstedt sind ohne seinen Einsatz kaum vorstellbar. In dieser Arbeit hilft Heinz-Willi Stiepeldey, Tausenden von jungen Menschen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt zu ebnen.

Inhaltlich stark, rhetorisch begabt und obendrein ein Organisationstalent; das bleibt in Köln nicht unbemerkt. Schon 1972 ist er hinter den Kulissen als Zentralsekretär im Gespräch, 1983 dann wählt der deutsche Zentralverband Heinz-Willi Stiepeldey zu seinem Geschäftsführer – eine Aufgabe, in der er auch in problematisches Fahrwasser gerät. Die Sanierung des Diözesanverbandes Paderborn und die Folgen einer Parteispendenaffäre sind die zwei größten Herausforderungen, die er als Chef des Zentralsekretariates zu meistern hat.

Fast zeitgleich übernimmt Stiepeldey ehrenamtlich auch die Geschäftsführung des Internationalen Kolpingwerkes (IKW). Über zehn Jahre wirkt er daneben erst als geschäftsführendes Vorstandsmitglied, hernach als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes (SEK) – dem Rechtsträger, der die weltweite Partnerschaftsarbeit im Kolpingwerk verantwortet. Ihm obliegt die Durchführung großer internationaler Treffen von Kolpingjugend und Kolpingwerk, darunter die Seligsprechung Adolph Kolpings 1991 in Rom. In der Federführung bei Generalversammlungen des IKW und Zentralversammlungen des deutschen Verbandes hinterlässt Heinz-Willi Stiepeldey inhaltlich seine Spuren. Das Arbeitstier stellt hohe Anforderungen an andere, aber auch an sich selbst. Das rasche und rasante Wachstum des weltweiten Verbandes ist nicht zuletzt auch der Arbeit Stiepeldeys geschuldet, der auf langfristige Finanzierung und belastbare verbandliche Strukturen Wert legt. 

Ehrenzeichen des Kolpingwerkes Deutschland, Ludger-Westrick-Preis für besondere Verdienste um die Partnerschaft in den gewerblichen Unternehmen, Bundesverdienstkreuz am Bande, Ernennung zum Ritter des Ordens des heiligen Georg – Auszeichnungen eines Lebensweges, mit dem Heinz-Willi Stiepeldey innerhalb wie außerhalb des Verbandes Maßstäbe setzt. Er stirbt im November 2016 im Alter von 80 Jahren.


Foto: Archiv Kolpingwerk Deutschland